Die Himmelsbraut by Astrid Fritz

Die Himmelsbraut by Astrid Fritz

Autor:Astrid Fritz [Fritz, Astrid]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 3644308314
Herausgeber: Kindler
veröffentlicht: 2013-07-25T22:00:00+00:00


«Na, bist wieder unter den Lebenden?», rief ihn Egberts Stimme in die Gegenwart zurück.

Ohne anzuklopfen, war er ins Zimmer getreten, in den Händen wie versprochen einen Krug, dazu einen großen Kanten Käse.

«So halbwegs.»

Phillip streifte sich frische Kleidung über, da Wams und Beinkleider arg gelitten hatten. Sie stanken unverkennbar nach Kuhmist und Erbrochenem. Er holte zwei Becher, setzte sich neben Egbert auf das zerwühlte Bett und schenkte ihnen ein. Schon nach dem dritten Schluck ging es seinem Schädel wider Erwarten besser.

«Du bringst mich noch mal in Teufels Küche.» Er wischte sich über den Mund. «Was, wenn uns die Scharwächter von gestern Abend erkannt haben?»

Immer wieder nämlich schlugen Egbert und seine Saufkumpane über die Stränge. Dass nach der neunten Stunde nicht mehr grundlos durch die Straßen gezogen werden durfte, schon gar nicht mit Getöse und Katzenmusik, kümmerte sie wenig, unterstanden sie doch der laschen Gerichtsbarkeit der Universität. Indessen nahmen sich nicht nur die adligen Studenten ihre eigenen Rechte heraus – fast schlimmer noch trieben es die, die unter der strengen Hausordnung der städtischen Pfauen- und Adlerburse litten oder die Stipendiaten der klosterähnlichen Sapienz. Da wurde nackt in der Dreisam gebadet, gefischt und gejagt nach Herzenslust, man zog nächstens in die Weinberge, um Trauben zu klauen, oder vor die Klosterpforten, um zu randalieren. So sah sich die Stadt immer wieder genötigt, bei der Universitätsleitung ein schärferes Vorgehen gegen die Scholaren anzumahnen.

Trotzdem war Phillip überglücklich, dass er und Egbert sich begegnet waren. Zum Semesterbeginn im letzten Herbst war das gewesen, kurz vor dem Abendläuten auf der Salzgasse. Phillip war auf dem Heimweg gewesen, als er den Radau vor dem Roten Bären bemerkte. Vier junge Handwerkergesellen umstanden einen großen Kerl mit hellblonden Locken und überhäuften ihn mit wüsten Beleidigungen ob seiner schönen Kleider und seines langen Degens, bis sie ihn hin und her zu schubsen begannen. Es kam nicht selten vor, dass Freiburger Burschen sich mit adligen Scholaren in die Haare kriegten, doch vier gegen einen? Dazu war ganz offensichtlich, dass der Blondgelockte reichlich betrunken war, sonst hätte er längst den Degen gezogen. Phillip hatte bei Ritter Wendel lang genug die Kampfkunst erlernt, und so dauerte es kein Ave-Maria, bis er den jungen Fremden rausgehauen hatte. Bei der überschwänglichen Dankesumarmung stellte sich ihm sein neuer Freund dann als Egbert von Rainhausen vor, der aus der Nähe von Ingolstadt stamme, wo er auch sein erstes Studienjahr abgeleistet habe. Er wohnte in derselben Gasse wie Phillip, der «Vorderen Wolfshöhle», und wollte künftig die Vorlesungen zum Trivium im Hause Molitoris besuchen. Doch die größte Überraschung erfuhr er am nächsten Tag, als Egbert wieder nüchtern war: Anders als Phillip war Egbert an die Universität von seinem Vater gezwungen worden, nachdem er sich während seines Dienstes als Knappe einen äußerst üblen Ruf erworben hatte – an der Seite von keinem anderen als Phillips Bruder Wighart! Wie klein war doch die Welt.

Egbert schlang einen dicken Brocken Käse herunter.

«Und wennschon? Sollen die Wächter uns doch beim Rektor anzeigen. Was kann uns denn passieren? Die Albertina hat doch Schiss, ihre Studenten an andere Städte zu verlieren, erst recht die von Adel.



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